Versteckt im Fels: Die düstere Geschichte von Dachs 1

90 Minuten unterwegs in einem Stollen und viel über seine Geschichte erfahren.

Versteckt im Fels: Die düstere Geschichte von Dachs 1

Vor ein paar Monaten habe ich mich für eine Führung durch die unterirdische Anlage „Dachs 1” in Porta Westfalica angemeldet. Vor ein paar Tagen habe ich nun die Bestätigung erhalten, dass ich mich für einen Termin registrieren kann. Die Führungen finden nur im Zeitraum April bis Juli statt.

Der Stollen ist ein Rückzugsgebiet für Fledermäuse und darf außerhalb von diesem Zeitraum nicht betreten werden. In der Zeit von September bis April halten Fledermäuse ihren Winterschlaf und verfallen in einen künstlichen Tiefschlaf. Jede Störung (Geräusche, Licht) würde sie wecken und kostet wichtige Energiereserven, die sie zu dieser Zeit nicht wieder aufnehmen können.

Die Kosten von 20 Euro habe ich im Vorfeld überwiesen. Die Einnahmen dienen zum Erhalt von dem Verein KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V und der Weiterführung seiner Aktivitäten.

Bei einer Untertageverlagerung werden kritische Produktionsanlagen unter die Erdoberfläche verlegt, um sie vor militärischen Angriffen zu schützen. In Deutschland wurden diese Strategie im 2. Weltkrieg genutzt, wo im Kriegsverlauf die kritische Infrastruktur von englischen und amerikanischen Bombern angegriffen wurde.

Meine Führung begann um 12:30 Uhr am Eingang des Jakobsbergs. Ich war schon etwas früher dort und habe mich dort über die Anlage informiert.

Zunächst wurde die Anwesenheit der ca. 20 Teilnehmer geprüft. Anschließend erhielten wir einen Helm und Kopfhörer.

Im Stollen gab es dann durch unseren Tourguide eine Sicherheitseinweisung und einen kurzen Überblick darüber, was uns in den nächsten 90 Minuten erwartet.

Hier ist ein Modell der Anlage.

Die Führung ist in mehrere Stationen unterteilt. An diesen wird geschildert, welchen Zweck der jeweilige Teil der Anlage haben sollte. Ursprünglich sollten hier am Ende des Zweiten Weltkriegs Teile für deutsche Jagdflugzeuge gebaut werden. Dazu ist es jedoch nie gekommen, da sich die Pläne geändert haben und stattdessen Teile einer Schmierölraffinerie hierher verlagert werden sollten.

In diesem Bereich sollte beispielsweise das Heizöl gelagert werden.

Der Schwerpunkt der Führung lag jedoch auf dem Leben der Zwangsarbeiter zu dieser Zeit und ihrem täglichen Überlebenskampf. Viele Menschen sind dort an Hunger, Krankheiten, Erschöpfung und der Gewalt des Wachpersonals gestorben. In den Vorträgen wurden immer wieder Berichte von Zeitzeugen eingebracht, um sich ein besseres Bild von den damaligen Lebensumständen zu machen. Etwa 3000 Männer und Frauen musste in dieser Zeit unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit verrichten.

Ein Zeitzeuge war der Franzose Pierre Bleton. In seinem autobiografischen Roman beschreibt er seinen Überlebenskampf in den deutschen Konzentrationslagern. Ich habe leider keine Möglichkeit gefunden sein übersetztes Buch „Das Leben ist schön“ zu finden. Aber gerne teile ich sein Zitat

Nicht-Wissen-Wollen ist die bedingungslose Kapitulation

Zur zeitlichen Einordnung der Geschehnisse zu dieser Zeit eine Tabelle.

Zeit Was war zu dieser Zeit
Bis 1920 Nutzung als Sandsteinbruch
18. März 1944 300 Häftlinge kommen zur Zwangsarbeit in Porta Westfalica an
März bis Dezember 1944 Ausbau vom Stollen
6. Juni 1944 D-Day Landung der Alliierten in der Normandie
22. Juni 1944 Eröffnung der Ost - Front durch die Sowjetunion
Ende 1944 Stollenausbau fast abgeschlossen
8. Mai 1945 Ende 2. Weltkrieg in Europa
Nach Kriegsende Demontage der Maschinen. Stollen wurde nicht gesprengt wegen Gefahr von einem Bergrutsch

Wer jetzt auch Interesse an einer Führung gefunden hat, der sollte sich über den Verein KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V an einer Führung anmelden.

https://www.gedenkstaette-porta.de

Es finden in diesem Jahr 150 Führungen a 20 Personen statt. Also 3000 Leute können sich pro Jahr über diese Teil von deutscher Zeitgeschichte informieren.

Ich war nach 90 Minuten froh endlich wieder Tageslicht zu sehen.